Duisburg
Der Weg des zynischen Menschenfreundes zum Glück - Podcast tekijän mukaan Lauter Vollkoffer
Gleich vorweg: Die, die mich kennen, die, die mich schätzen, und die, die mich hassen, werden enttäuscht sein. Heute keine blöden Witze, Provokation aber keine Ironie, keine lustigen Youtube Videos, keine nackten Brüste, nix zu lachen. Das ist mir bei den Bildern vom Wochenende vergangen. Nicht einmal ein Versuch literarisch zu werden. Nur ein paar Gedanken, ernste, ja traurige, vielleicht philosophische und politische: Es wurden Fehler gemacht. Jemand hat möglicherweise eine strafrechtliche Schuld. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas anderes als Fahrlässigkeit gewesen ist, ein Vorsatz ist undenkbar. Aber was man nicht vergessen darf, so schwer es zu akzeptieren ist: Shit happens. Irgendwann mal, zum erstenmal. Ein alkoholisierter Schmetterling schlägt fahrlässig die Flügel, ohne sich was zu denken, in China fällt eine Reissack um, von der Ladeflache eines Laster auf die Straße, ein Schulbus gerät ins Schleudern.21 tote Kinder auf der Strasse. Niemand wollte das; auch nicht der besoffene Schmetterling, der "schuld" ist. Gibt es eine Schuld, ich meine eine moralische, nicht eine strafrechtliche, ohne Vorsatz? Ist Fahrlässigkeit nicht eigentlich Dummheit, und genauso wenig moralisch zensierbar wie Blind- und Taubheit? Fragen. Auch ich, wie die Mehrheit der Bevölkerung, habe in meinem Leben unzählbare Fehler gemacht, die - wären die Umstände zufällig schlecht gewesen - Menschen, sogar vielen Menschen das Leben hätten kosten können. Ein halbes Gläschen zuviel, eine rote Ampel, ein paar km/h zu viel, eine Zigarette aus dem Autofenster geschnippt. Dass mir und vorallem anderen dabei nix gröberes passiert ist, ist mein Glück und nicht mein Verdienst. Und ich bete jeden Tag darum, dass mir dieses Glück weiterhin hold bleibt. Was aber unverzeihlich ist, ist die gegenseitige Schuldzuweisung, insbesonders die der Politik, Polizei und Verwaltung an den Veranstalter. Die öffentliche Sicherheit in einer erhöhten Gefahrenlage - durch die Masse und deren absehbaren Alkohol- und Drogenkonsum - kann eben nicht outgesourct werden an einen "Veranstalter". Bitte, was ist ein "Ordner", welche rechtliche Bedeutung hat der? Keine. Er hat ein T-Shirt mit der Aufschrift "Securtiy" was nicht einmal deutsch ist. Warum soll ich mir von so einem was sagen lassen, ich hab "Kaiser von China" auf meinem T-Shirt stehen? König sticht Bube und Kaiser erst recht. Hätte er eine Polizeiuniform, ja dann, wäre er das As und ich würde auch im Vollrausch ohne zu zögern seinen Anweisungen folgen. Der hat ja eine Ausbildung, einen Diensteid, eine Waffe, die er einsetzen darf, und geht dort nicht zum Spaß hin. In meiner inzwischen schon ferneren Jugend waren nicht nur in jedem Fussballspiel, sondern auch bei jeder Theater- und Kabarettvorführung für hundert Leute, ein Polizist und ein Feuerwehrmann im Publikum. Und das Publikum war nicht voll gedröhnt. Bei angeblich einer Million Leuten hätte es nach diesem Schlüssel 20,000 Uniformierte und nicht T-Shirt Träger geben müssen. Die Nichtanerkennung der eigenen Schuld der Politik und Verwaltung, die Sicherheit nicht gewährleistet zu haben, ist nicht so sehr eine moralische Verfehlung. Moral ist eine Meinung und kommt aus der Mode. Es ist die Weigerung aus den eigenen Fehlern zu lernen: Dummheit, Metafahrlässigkeit. Und das ist schlimmer als die Fehler selbst. Der Schmetterling setzt an zum nächsten Flügelschlag. Die Wahrung der öffentlichen Sicherheit und das Gewaltmonopol ist ureigenste Aufgabe des Staates und darf nicht wie die Post und die Telekom privatisiert werden an ehrenamtliche T-Shirt Träger. Wenn dem Staat die Durchführung dieser Aufgaben zu teuer wird, weil er es für wichtiger hält am Hindukusch für Ordnung zu sorgen und das sehr viel kostet, ist das eine kritisierbare aber für sich legitime Haltung. Aber dann, ja dann, muss man solche Veranstaltungen verbieten. Jetzt haben wir gesehen, wozu das führt. Bis vor kurzem hat man solche Dingen nur regelmäßig zur Hadsch im Ramadan aus Mekka gehört. Ja man weiß ja, religiöse Verzückung gepaart mit orientalischen Organisationstalent. Jetzt weiss man, dass deutsche Gründlichkeit die Profitgier, den drogenschwangeren Hedonismus und die Profilierungssucht einer unbedeutenden Großstadt, die vorher keiner kannte und die man als Östereicher in Wikipedia nachschlagen muss,, auch nicht mehr in Schach halten, und zu den selben Konsequenzen führen. Ja, jetzt wissen wir: Duisburg existiert wirklich; es ist nicht so wie Bielefeld eine Verschwörungstheorie. Es wäre besser gewesen, wir würden weiterhin nicht wissen, wo es liegt.