HoS: Judith Hennemann liest aus “Besser nicht warten auf King Tide”
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»Besser nicht warten auf King Tide« verarbeitet poetisch Berichte über die Nuklearwaffen-Tests der USA auf den Marshallinseln im Pazifischen Ozean zwischen 1946 und 1958. Vor dem Hintergrund des steigenden Meeresspiegels und der damit verbundenen Gefahr sowohl für die Inselkette an sich und ihre Bewohner als auch für den ohnehin brüchigen »Runit Dome«, in dem die radioaktiven »End«abfälle der Tests gesammelt wurden, stellt sich anhand dieses Extrembeispiels die Frage nach den systemischen Auswirkungen unseres Umgangs mit der Biosphäre. Die weitab unseres Kontinents gelegene Inselkette führt vor Augen, wie verheerend die Auswirkungen der soeben in der EU-Taxonomie als nachhaltig deklarierten Nukleartechnologie, selbst ohne ihren Einsatz in Form von Waffen, sind. Der »Runit Dome« verkörpert eine Prognose für die Suche nach dem nuklearen Endlager in Deutschland und Europa insgesamt. »Der Blick auf die Folgen der Nuklearwaffentests im Bikini-Atoll zeigt, das Reversibilität im Zusammenhang mit Atomenergie eben nicht gegeben ist. Weder die Bevölkerung noch die Flora und Fauna konnten je regenerieren«, sagt Judith Hennemann. Wie geht Lyrik und wie gehen wir in unserer Sprache mit Irreversibilität um? – Hier formulieren sich nicht irgendwelche akrobatischen Möglichkeiten fürs Gedicht – hier ist Lyrik geradezu aufgerufen, an der Sprache zu arbeiten. Judith Hennemann tut das. … Judith Hennemann, 1975 in Papenburg / Ems geboren, lebt in Frankfurt am Main und arbeitet als Industriesoziologin in einem Produktionswerk. Sie schreibt Lyrik und Theaterstücke und veröffent- licht unter anderem in »AKZENTE«, »DAS GEDICHT«, »außer.dem«, »L. Der Literaturbote«, »Versnetze« sowie im Internet und im Radio. Ihr Stück »Androguards« wurde von Sascha Weipert im Frankfurter Autorentheater inszeniert. Sie erreichte die Bestenliste des »4. lauter niemand preis für politische lyrik« und erhielt 2014 den Jurypreis des »Hochstadter Stiers«. Judith Hennemann war zum renommierten Irseer Pegasus eingeladen und im »Jahrbuch der Lyrik« präsent.