Das deutsche Urheberrecht – SG #207

Slow German - Podcast tekijän mukaan Annik Rubens - Tiistaisin

Ich habe bemerkt, dass viele Menschen im Internet meine Audios verwenden, um damit auf YouTube neue Videos zu erstellen und damit Geld zu verdienen. Das ist nicht ok. Also habe ich diese Urheberrechtsverletzungen gemeldet. Die Videos wurden entfernt.

In der Diskussion mit den Menschen, die meine Inhalte gestohlen hatten, ist mir aufgefallen, dass viele Menschen nicht wissen, dass es in Deutschland ein Urheberrecht gibt. Das amerikanische Copyright ist bekannt, aber das deutsche Urheberrecht nicht. Also möchte ich auf diesem Weg erklären, was es damit auf sich hat.

Stell dir vor, du hast einen Text geschrieben. Es ist ein wissenschaftlicher Text oder eine kleine Kindergeschichte oder vielleicht ist es auch kein Text, sondern ein gemaltes Bild. Ohne dass du etwas tust, besitzt du an dieser Schöpfung das Urheberrecht. Es geht hier um dein geistiges Eigentum. Es geht um ein Werk, das du geschaffen hast.

Wenn du ein Erfinder bist, dann schützt ein Patent deine Erfindung. Beim Urheberrecht geht es um die Wissenschaft, die Kunst und Literatur. Du bleibst Urheber deiner Werke. Erst 70 Jahre nach deinem Tod werden die Werke gemeinfrei. Bis dahin bekommen beispielsweise noch deine Erben das Geld, das du mit deinen Werken verdient hast. Das Urheberrecht kann also vererbt werden. Du kannst es aber nicht zu Lebzeiten an jemanden übertragen, es bleibt immer dein eigenes Urheberrecht.

In Deutschland wird dieses Recht sehr ernst genommen. Wer dagegen verstößt, kann eine Geldstrafe bezahlen müssen. Im schlimmsten Fall muss er für bis zu drei Jahre ins Gefängnis.

Erst im 19. Jahrhundert wurden die Werke von Autoren und Künstlern langsam geschützt. Erst gab es eine zehnjährige Schutzfrist des Werkes, dann eine die bis 30 Jahre nach dem Tod des Künstlers reichte. Das heute gültige deutsche Gesetz gibt es seit 1965.

Noch kurz zu pro und contra in dieser Sache: Gut am Urheberrecht ist, dass Autoren und Künstler geschützt werden. Wenn alles einfach kopiert werden dürfte, hätten die Kreativen keine Einnahmequelle mehr. So aber ist ihre Arbeit geschützt, in die sie viel Zeit und Energie investiert haben.

Kritisiert wird oft, dass die Kreativität durch das Urheberrecht eher gehemmt wird. Denn ein Musiker darf zum Beispiel nicht kleine Teile eines anderen Musikstückes verwenden, ohne die Erlaubnis des Urhebers zu haben. So etwas wie Mashups sind daher rechtlich schwierig.

Ich selber finde es wichtig, dass es das Urheberrecht gibt. Allerdings gibt es in Deutschland eine zweite Sache, die eng damit zusammenhängt: Abmahnungen. Zwei davon habe ich bereits für Slow German erhalten. Das bedeutet, dass ein Anwalt mir schreibt, ich hätte unrechtmäßig (also verboten) ein Foto benutzt. Ich muss Strafe zahlen und versprechen, das nie wieder zu tun. Oder ich kann vor Gericht gehen. Einige hundert Euro musste ich dafür schon bezahlen. Wie das passiert ist? Ich habe Fotos verwendet, die in der Wikipedia als gemeinfrei gekennzeichnet waren. Das stimmte aber nicht. Der Fotograf hat mich danach abgemahnt. Seitdem habe ich nur noch garantiert gemeinfreie Bilder auf meiner Internetseite oder Bilder, die ich selber gemacht habe oder Freunde von mir. Ich habe meine Lektion gelernt. Es gibt dazu ein passendes Sprichwort: Aus Schaden wird man klug.

Hier noch zwei interessante Videos zum Thema:





Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg207kurz.pdf

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