Drehbuchautor Jan Weiler: „Eingeschlossene Gesellschaft“ ist ein Abgesang auf das deutsche Schulsystem

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Für die sechs Beamten im Lehrerzimmer ist es erstmal ein Schock: Der Vater eines Schülers dringt bewaffnet in den Raum ein und fordert, dass die Lehrkräfte die Abiturpunkte seines Filius neu ausklüngeln. Vorher würde niemand den Raum verlassen können. Damit inszeniert Sönke Wortmann ein spannendes Kammerspiel, dass der Prämisse von „Die 12 Geschworenen“ mit Henry Fonda zu folgen scheint. „Das war sicher auch eine Inspiration beim Schreiben“, sagt Drehbuchautor und Schriftsteller Jan Weiler bei SWR2. Sein Stoff wurde zuvor schon als Hörspiel umgesetzt. Dabei scheut Weiler keine Stereotype: „Das Klischee hat ja einen schlechten Ruf. Dabei verwechseln viele Klischees mit Vorurteil. Ohne Klischee kein guter Agentenfilm, kein guter Western und so weiter. Und das Klischee von der verbitterten Französischlehrerin oder dem allseits beliebten Sportlehrer, das gibt es ja wirklich, damit kann jeder etwas anfangen.“ Weiler hatte als Schüler wochenlang Zeit im Lehrerzimmer verbracht, um einen Artikel für die Schülerzeitung zu schreiben. Daraus sei viel Material auch direkt ins Drehbuch geflossen. Für Weiler selbst ist der Film ein Abgesang auf das deutsche Schulsystem: „Da kommt zum Beispiel auch der Lehrer zu Wort, dem seine Schüler ständig sagen, wieso er ihnen etwas beibringen will, was sie auch ganz einfach googlen könnten. Die Digitalisierung und der Zeitgeist werden dafür sorgen, dass die Schule ganz schön zu kämpfen bekommen wird in den nächsten Jahren. Zu dieser Diskussion leistet der Film auch einen Beitrag.“

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