Ein Jahr Sturm auf das Kapitol in Washington – Biden konnte die Wunden nicht heilen

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Die Radikalisierung in der Innenpolitik der USA ist auch ein Jahr nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington ungebrochen. Im Gespräch mit SWR2 urteilt die Journalistin und Autorin Annika Brockschmidt über den Grund: „Die Religiöse Rechte in den USA hat daran kein Interesse.“ Deshalb sei US-Präsident Joe Biden mit seiner Ankündigung aus der Antritts-Rede im Januar 2021 auch gescheitert. „Biden hat viel erreicht, das Heilen von Wunden gehört aber nicht dazu“, so Brockschmidt. Die bei der Erstürmung am 6.Januar 2021 weltweit sichtbar gewordene Verbindung von religiösen und rechtsextremen Symbolen sei indes älter als die Präsidentschaft von Donald Trump, meint Brockschmidt. Diese sei „ein Kernaspekt der Radikalisierung der letzten Jahre“, zum Beispiel der christliche Fisch mit der US-Flagge mittendrin. Das Problem bei der Aufarbeitung der Geschehnisse ist nach Ansicht der Expertin, dass der Demokratischen Partei die Zeit davon laufe. Die Untersuchung zu den Vorgängen vor einem Jahr durch den US-Kongress müsse bis zu den Zwischenwahlen im Spätherbst abgeschlossen sein. Danach hätten die Republikaner eventuell wieder die Mehrheit im Parlament. Brockschmidt glaubt: „Die Republikaner haben sehr deutlich gemacht, dass sie an Demokratie kein Interesse haben, wenn sie ihrem Machterhalt im Wege steht.“ Der Partei fehle eine Grundvoraussetzung – Reue: „Der Sturm werde entweder heruntergespielt oder gar gefeiert.“ Für Brockschmidt ist Donald Trump auch der mutmaßliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner – „wenn ihm jetzt nichts Medizinisches dazwischen kommt." Aber das sei letztlich aus Sicht der Republikaner gar nicht entscheidend: „Die politische Infrastruktur der Republikaner steht und diese Maschine läuft wie geschmiert." Dabei werde ungestraft Gewalt gegen politische Gegner verherrlicht. Brockschmidt wörtlich: „Das wäre vor zwei Jahren noch anders gewesen“" Annika Brockschmidt ist freie Journalistin, Autorin und Bloggerin. Kürzlich erschien von ihr das Buch "Amerikas Gotteskrieger. Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet" (Rowohlt-Verlag)

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