Kulturelle Aneignung zu Karneval „Ein Indianerkostüm ist kein kultureller Austausch auf Augenhöhe“
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Ob an Fastnacht oder im Alltag: Kleidung und Kostüme werden heute kritischer gesehen als früher. Gerade die klassische Winnetou-Verkleidung sieht die Kulturenwissenschaftlerin Dr. Nina Reuther als fragwürdig. „Die Figur des Winnetou ist eine erfundene Form, die keiner realen Kultur in Nordamerika entspricht. Insofern muss man sich fragen, ob das ein kulturelles Stereotyp aus der deutschen Geschichte ist.“ Der Kontext spielt eine große Rolle Ganz anders gehe man automatisch damit um, wenn man versuche in einen kulturellen Austausch auf Augenhöhe zu kommen. Reuther habe unter anderem auf dem Filmfestival „Indianer/Inuit“ noch im vergangenen Jahr mit Indigenen Nordamerikas im Austausch gestanden. „Und die haben ganz klar gesagt, dass sie stört, dass nur positive Dinge aus ihrer Kultur in Deutschland herausgenommen werden – und nicht die harten Seiten der Realität.“ So wurde den indigenen Kindern in den Internaten Kanadas ihre Kleidung abgenommen und durch Uniformen ersetzt. Gleichzeitig habe man vor hundert Jahren Indigenen ihre Kleidung geben um sie bei der Menschenschau als Wilde präsentieren zu können. „Für uns ist das schon eine Ewigkeit her“, sagt Reuther, „aber in deren Gedächtnis ist das nach wie vor präsent.“ Am ehesten trifft es doch der Begriff „Indianer“ Einen passenden Begriff für die Völker Nordamerikas gebe es nach Einschätzung Reuthers nicht. Aber um die deutschen Stereotype zu beschreiben, reiche es aus. „So lange klar ist, dass es sich dabei um Phantasiebilder handelt und keine realen Menschen damit gemeint sind“.