Kunsttheoretiker Bazon Brock würdigt Peter Weibel – Der Mensch macht Institutionen wirksam

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Als „ein Genie, einen Titan“ bezeichnet der Kunsttheoretiker Professor Bazon Brock den verstorbenen Leiter des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien ZKM, Peter Weibel. Dieser habe bewiesen, dass es nicht Institutionen sind, die wirksam werden, sondern die Menschen, die in ihnen arbeiten und ihnen Kraft verleihen. Im Gespräch mit SWR2 nennt der emeritierte Professor für Ästhetik und Kunstvermittlung Peter Weibel eine „einmalige Persönlichkeit, die eine Institution zu einem Instrument der öffentlichen Wirksamkeit von Gedanken machte.“ Das ZKM sei durch seinen Leiter weltweit einmalig geworden: „Mit ihm stirbt also wirklich etwas, was kein anderer aufrecht erhalten kann, selbst wenn er noch so genial ist.“ In diesem Sinne sei Weibel ein „Genie, ein Titan auch mit allen kleinen, mokanten Zügen“ gewesen, wie der Dichter Jean Paul dieses Phänomen skizziert habe. Durch seine Arbeit am ZKM habe Weibel gezeigt, dass Institutionen „ausschließlich durch die Kraft ihrer Individuen leben, die in ihnen arbeiten.“ Ihrer Generation sei es darum gegangen zu zeigen, dass Geist nie ungegenständlich sein kann. Es gehe deshalb darum, Formen wie Bilder, Worte oder Töne zu finden, die eine Vergegenständlichung ermöglichen. In dieser Hinsicht habe Peter Weibel Unglaubliches geleistet: „Er war das Mysterium der Wirksamkeit des Geistes.“ Das könne man nicht mit Worten wie Talent oder Begabung erklären. Brock sinniert: „Das ist schon eine Art Eingeständnis, dass der Weltlauf doch nicht vollständig von unserer willentlichen Leistung abhängt.“ Das Genie von Weibel habe darin bestanden, selbst Medium zu sein und so wirksam zu werden: „Er erfasste unheimlich schnell das, was substantiell an einem Gedanken oder einem Bild war und konnte das wirksam machen. Das ist das Entscheidende.“

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