Nicht nur neurechte Polemik – „Der Schlaf in den Uhren“ von Uwe Tellkamp
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Der neue Roman von Uwe Tellkamp polarisiert. Neurechtes Gedankengut, Verteidigung von AfD und Pegida – dem Autor wird mittlerweile vieles vorgeworfen. Der Schlaf in den Uhren wird von den meisten Kritikern als politisches Werk verrissen. SWR2-Literaturchef Frank Hertweck sieht den Roman etwas differenzierter. „Tellkamp ist ein stilistisch sehr starker Schriftsteller. Seine neurechte Kritik zum Beispiel an der Flüchtlingspolitik lässt er allein durch Figurenrede einfließen – etwa wenn eine Romanfigur behauptet, ein großer Prozentsatz der Einwanderer komme nur aus wirtschaftlichen Gründen.“ Dabei gelte es, Autor und Werk voneinander zu trennen. „Auch da ist Tellkamp ein guter Autor. Der Ich-Erzähler wirkt vor allem gegen Ende des Romans immer Ressentiment-geladener und wird dadurch zum unzuverlässigen Erzähler. Das sollte man immer im Auge behalten.“ Insgesamt ist „Der Schlaf der Uhren“ eine interessante Leseerfahrung. „Das neue Buch von Tellkamp liest sich wesentlich weniger prätentiös als der Vorgänger „Der Turm“. Man kommt gut rein und gerade am Schluss nimmt das 900-Seiten-Buch noch einmal richtig Fahrt auf“, sagt Hertweck. In dem Roman versucht ein Geheimdienstmitarbeiter eine Chronik über die Zeit der Wende zu erstellen. „Tellkamp versucht, diese Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Da misstraute jeder jedem, das ist sehr gut beschrieben.“ Die zweite Zeitebene spielt 2015 – zum 25-jährigen Jubiläum der Wende und beschäftigt sich mit dem „Deep State“ – dem vielbeschworenen tiefen Staat, der im Hintergrund Einfluss nimmt.