Peter Kastenmüller inszeniert „Das Leben ist unaufhaltsam – Szenen aus Cherson“ am Theater Basel
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Wie lebt es sich als junger Mensch im Krieg? Wenn man doch eigentlich etwas anderes vorhatte: studieren, ausgehen, reisen. Am 24. Februar 2022 wurden viele junge Menschen in der Ukraine schlagartig erwachsen. So wie Matwij aus Cherson. Über ihn und mit ihm hat Regisseur Peter Kastenmüller jetzt ein Stück inszeniert. Es ist das Wesen des Stückes von Natalia Blok, die die Geschichte ihres Sohnes Matwij aufgeschrieben hat, dass es den Kampf um Jugend zeigt. Den Kampf darum, was es heißt, ein junger Mensch sein zu können, sich nicht das wegnehmen zu lassen, was junge Menschen brauchen: soziale Kontakte, Bindungen, das Leben als Abenteuer. So fasst Peter Kastenmüller „Das Leben ist unaufhaltsam“ zusammen. Und zugleich vermittelt das Stück, wie der Krieg wirkt: in Zerstörung, in Auflösung von sozialen Bindungen, im Verschwinden von Heimat, im Ausgesetztsein oder in Orientierungslosigkeit. Dokumentation als Widerstand Im Stück entwickelt Matwij einen ganz eigenen Umgang mit der Situation. Er filmt und dokumentiert, was in seiner Stadt und in seinem Umfeld passiert. Eine Form des Widerstands und der Versuch, der Nachwelt zu beweisen, was er erlebt und was passiert. Diese Ereignisse werfen Matwij in riesige Konflikte: bleiben oder gehen? Seine Mutter, die in Basel lebt, will ihn bei sich wissen, zugleich sind seine Freunde in Cherson, hier ist sein Leben. Er will seiner Mutter gerecht werden, aber auch seinem Land. „Das ist für viele die große Diskussion in den vergangenen Jahren, soll man bleiben, was ist gefährlich oder soll man doch das Land verlassen?“ sagt Peter Kastenmüller. Perspektiven finden Aus welcher Perspektive kann das Stück erzählt werden, war eine wichtige Frage, die sich der Regisseur mit seinem Team stellte. „Was kann man glaubhaft auf die Bühne bringen aus der Schweiz mit seinen warmen Stuben?“ Als der Peter Kastenmüller dann Gespräche mit dem realen Matwij führte, wurde klar, dass dieser unbedingt an der Aufführung beteiligt sein sollte. „Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht, aber ‚be part of the production“, war die Bitte Kastenmüllers. So spielt und filmt auch der echte Matwij auf der Bühne in Basel. Nahe Vergangenheit, die sich in der Fiktion des Stückes vermittelt, steht neben der aktuellen Gegenwart. Dass es dabei nicht um einen Versuch, Realität abzubilden geht, liegt auch am Stück selbst. Natalia Bloks Text hat eine ganz eigene Form: Well made Play, Tragikomödie mit viel Witz und Humor. „Das ist das Recht der Jugend mit Chuzpe Tabus zu brechen. Was darf man sagen, was darf man nicht sagen“, meint Peter Kastenmüller.