Schäm dich und halt die Klappe: Robert Pfaller über Scham als Statussymbol

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„Schämt Euch!“ lautet heute eine verbreitete Aufforderung. Sie gilt der Bundesverteidigungsministerin und ihrem Sohn wegen eines bezahlten Flugs im Regierungshubschrauber, Bundeskanzler Scholz wegen seiner Ukraine-Politik oder dem YouTube-Star Fynn Kliemann wegen dubioser Maskendeals. Obwohl Scham eigentlich eine innere Angelegenheit sei, böten soziale Medien heute die Chance, zornig mit ausgestrecktem Zeigefinger auf andere zu zeigen, so der österreichische Philosoph und Kulturtheoretiker Robert Pfaller in SWR2. „Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Scham hier immer auch ein Zeichen ist, dass man etwas Besseres ist. Man hat das Schamgefühl, so wie man eine kostbare Handtasche oder Armbanduhr hat." Besonders problematisch an dieser Shaming-Kultur, so Pfaller: Sie bringt den Wunsch zum Ausdruck, dass der andere aus der Öffentlichkeit verschwinden, sich nicht mehr äußern solle. Oft würden dazu nicht einmal Argumente vorgetragen. Das sei das besonders Zerstörerische an der gegenwärtigen Debattenkultur. Jeder müsse prinzipiell die Möglichkeit haben, sich zu Argumenten zu äußern, statt sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Robert Pfaller ist Professor für Philosophie an der Universität Linz. Sein Buch „Zwei Enthüllungen über die Scham“ ist erschienen im S. Fischer Verlag.

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