Schaubühne Berlin zeigt „Yerma“ von Lorca: Verheerender Kinderwunsch

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Simon Stone schreibt seine eigenen Klassiker. Der Autor und Regisseur ist berühmt für die Überschreibungen von bekannten Dramen: Ob Werke von Tschechow, Strindberg oder Euripides, Stone erzählt mit eigenen Worten altbekanntes verblüffend neu. Nun hat er an der Berliner Schaubühne Federico Garcia Lorcas Stück „Yerma“ bearbeitet – mit Caroline Peters in der Hautrolle, die damit ihren Einstand als Ensemblemitglied gibt. Im Originaldrama geht es um soziale Hintergründe, um Rollenbilder und Emanzipation. Yerma ist da die Frau eines armen Bauern im Andalusien der 1930er Jahre. Sie hat gar keine andere Wahl, als sich über ein Kind Anerkennung, Würde und eine Aufgabe zu verschaffen. Als ihr dies verwehrt wird – denn ihr Mann möchte gar keine Kinder, setzt sie sich zur Wehr. Die Schaubühnen-Yerma aber ist der nicht viel mehr als durchaus traurige, aber nicht darüber hinausweisende, individuelle Fall einer Frau mit unerfülltem Kinderwunsch. Zeitgeschehen oder Gesellschaftsanalyse Fehlanzeige. Caroline Peters allerdings, so unsere Kritikerin Ina Beyer, verleiht ihrer Yerma so viel Kraft und Schwäche, Witz und Wut, Lust und Fallhöhe, dass diese Figur sich einbrennt ins Gedächtnis. Ihr Einstand als Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne: furios. Auch Christoph Gawenda als John oder Ilse Ritter als Mutter sowie alle anderen brillieren, so die Rezensentin. Über den Tellerrand moderner, gut betuchter Großstädter und ihrer persönlichen Kümmernisse aber blicken diese Figuren nicht hinaus.

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