SWR-Doku „Feuerkinder“ zu Großbrand in Ludwigshafen – Die Langzeitfolgen einer menschlichen Katastrophe
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Auch gut 15 Jahren nach dem verheerenden Brand eines Mehrfamilienhauses in Ludwigshafen sind dessen Langzeitfolgen nicht zu übersehen. Eine SWR-Doku zeigt die psychischen Belastungen für Überlebende wie Helfer und erklärt, weshalb die Ursache der Katastrophe, die damals 15 Menschenleben forderte, nicht geklärt werden konnten. Sowohl die Hinterbliebenen der 15 türkischstämmigen Todesopfer, die mehr als 40 Verletzten wie auch die Helfer haben den Großbrand in einem Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen am 3. Februar 2008 nicht vergessen. „Es war der Wunsch, diesen Menschen noch einmal Raum zu geben, darüber zu reden“, berichtet Co-Autorin Gülseren Sengezer über ihr Motiv für die SWR-Doku „Feuerkinder – Über Leben nach der Katastrophe“. Reden sei für viele der Beteiligten eine Form der Aufarbeitung, wobei für einen Polizisten, der damals ein Baby rettete gelte: „Das hat ihn Überwindung gekostet.“ Der Mann ist für Sengezer, die bereits 2010 mit den meisten Beteiligten Interviews geführt hat, ein Musterbeispiel dafür, wie Erlebnisse im Lauf der Zeit immer belastender werden können. Sie sagt: „Das posttraumatische Symptom ist bei ihm jetzt viel deutlicher zu sehen.“ Andere dagegen hätten ihre Erlebnisse aus der Brandnacht besser verarbeitet. Insofern sei die Doku auch ein „Entwicklungsfilm“. Zum Brand selbst gebe es praktisch keine neuen Erkenntnisse, berichtet Sengezer. Auch die Gerüchte, das Feuer könne aus fremdenfeindlichen Motiven gelegt worden seien, hätten sich nicht bestätigt. „Die Spekulation wurde ja von der Staatsanwaltschaft und den Ermittlern widerlegt“, sagt die Filmemacherin, gesteht aber auch zu: „Ich glaube, dass einige nach wie vor vermuten, dass es diesen Hintergrund gab.“ Ihren Film begreift Sengezer als Hilfestellung: Einerseits solle er zeigen, welches Schicksal die betroffenen Menschen hatten. Andererseits kläre er aber auch auf, dass sich die Behörden alle Mühe gegeben haben, die Brandursache zu ermitteln. Das Ergebnis sei jedoch unbefriedigend. „Da ist definitiv eine Lücke – das ist enttäuschend“, sagt Sengezer. Doch müsse man zugesehen, dass die Brandermittler ihr Bestes gegeben hätten: „Aber es war einfach nicht möglich.“ Gülseren Şengezer ist Filmemacherin und Journalistin mit kurdischen Wurzeln. Sie hat in Frankfurt a. M. Pädagogik, Psychologie und Soziologie studiert. Nach dem Studium hat sie als freie Redakteurin beim ZDF gearbeitet. 2010 hat sie für ihre Dokumentation „Die Brandkatastrophe von Ludwigshafen: Das Leben danach“ den Mainzer Journalistenpreis erhalten.